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Wir schaffen das: Der Anfang ist gemacht!

Im Blickpunkt
Von Heino Klingen

09.11.2016

Als Angela Merkel im vergangenen Jahr mit ihrem Kurzsatz „Wir schaffen das“ dem Druck der wachsenden Zahl ankommender Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze nachgab, setzte sie damit auch ein starkes Signal für eine neue Willkommenskultur in Deutschland. Denn die Grenzöffnung war mehr als eine Geste. Sie war auch Ausdruck einer zutiefst humanitären Einstellung. Und das wurde in weiten Teilen der Bevölkerung auch so verstanden. Spontan fanden sich überall Menschen zusammen, die Neuankömmlingen ihre Hilfe anboten. Daraus ist dann eine breite Bewegung geworden, in der sich viele Ehrenamtliche und die unterschiedlichsten Organisationen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport zusammenfanden, um auf je eigene Art zu helfen.

Allerdings gab es auch von Anfang an Widerstand gegen die „massenhafte, unkontrollierte Zuwanderung“ und gegen die Politik, die diese erst möglich gemacht hat. Von Staatsversagen war die Rede und von Rechtsbruch, der unser Land „in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“ hat – so der Philosoph Peter Sloterdijk.

Wie das: Eine Million überrollen einundachtzig Millionen? Schwer vorstellbar. Aber was kümmern Fakten, wenn die Botschaft das Ziel ist. Und darin sind sich die vielen Kritiker des Merkel’schen Satzes einig: Wir wollen nicht in einer Welt leben, in der das gelebte Wirklichkeit ist, wozu der Satz anstiftet und Mut macht – die Integration der Zugewanderten. Da bleibt nur zu hoffen, dass die berühmte normative Kraft des Faktischen auch auf diesem Feld ihre Wirkung nicht verfehlt.

Doch wie steht es um diese Kraft? Bestehen überhaupt Chancen, dass die Integration gelingt? Wie sieht es im Saarland aus? Und wo stehen wir auf diesem Weg? Um mit der letzten Frage anzufangen: Noch am Anfang, aber nicht mehr bei null.Im vergangenen Jahr kamen rund 13.000 Flüchtlinge ins Saarland, davon knapp 11.500 Syrer. Dank zügiger und bundesweit vorbildlich kurzer Anerkennungsverfahren konnten diese schon nach wenigen Wochen auf die Kommunen verteilt werden, wo sie eigene Wohnungen bezogen. Das hilft, deutsche Gewohnheiten kennenzulernen und erste Integrationsschritte zu gehen; von A wie Abfalltrennung über M wie Mittagsruhe einhalten bis S wie Sekundärtugenden beachten.

An dieser Stelle hat dann aber auch die eigentliche Integrationsarbeit anzusetzen. Die Chancen dafür sind gut. Denn zu uns sind hauptsächlich Syrer gekommen, die eine hohe Lern- und Arbeitsbereitschaft haben. Dennoch: Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass die Integration der Neuankömmlinge kein Selbstläufer ist, sondern der Staat und die Bürgergesellschaft gefordert sind. Selbst unter leidlichen Voraussetzungen dauert es fünf bis zehn Jahre, ehe die Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können.

Unabdingbar dafür sind gute deutsche Sprachkenntnisse. Unsere IHK und der Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ haben deshalb den Schwerpunkt ihrer Unterstützungsleistungen auf die Sprachförderung gelegt. Wir möchten dazu beitragen, für die darauf aufsetzenden Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Weichen zu stellen. Hier haben sich allerdings zuletzt Wartelisten aufgebaut, weil nicht genügend zertifizierte Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Das verzögert die Integration und erhöht die Arbeitslosigkeit, weil ein erfolgreich abgeschlossenerIntegrationskurs eine notwendige Voraussetzung für ein Beschäftigungsverhältnis ist. Hier besteht politischer Handlungsbedarf.

Nichtsdestotrotz nimmt die Integration in den Arbeitsmarkt Fahrt auf. Seit Mitte dieses Jahres haben rund 740 Asylanten eine Erwerbstätigkeit aufgenommen und gut 160 eine Ausbildung begonnen. Das sind zusammen rund fünf Prozent der in den beiden letzten Jahren registrierten Flüchtlinge.

Aus Gesprächen mit Unternehmen, unter anderem während unserer IHK-Praktikums- und Ausbildungstouren, wissen wir, dass die Einstellungsbereitschaft auch weiterhin hoch ist. Dass noch nicht mehr Flüchtlinge einen Job haben, hängt auch damit zusammen, dass das Qualifikationsniveau im Einzelnen oft nur schwer einzuschätzen ist. Und wer möchte schon die Katze im Sack kaufen? Doch auch hier sind wir auf einem guten Weg. Denn im Welcome-Center von saaris kümmern sich inzwischen zehn Mitarbeiter um Kompetenzfeststellungen und Qualifikationsanalysen. Sie bieten den Unternehmen damit wichtige Hilfestellungen im Matching von Anforderungsprofil und Qualifikation.

Das alles zeigt: Integration ist machbar. Viele helfen mit. Die Politik hat wichtige Weichenstellungen im Arbeits- und Asylrecht vorgenommen. Die Wirtschaftsorganisationen unterstützen den Integrationsprozess mit vielfältigen und zahlreichen Projekten. Und die Bürgergesellschaft hilft dort, wo Politik und Wirtschaft machtlos sind – im täglichen Klein-Klein des Alltags, bei Behördengängen, Entbindungsfahrten ins Krankenhaus oder einfach nur als Ansprechpartner und Anlaufstelle. Wir schaffen das? Ja! Der Anfang ist gemacht. Tag für Tag, Stück für Stück wird Integration gelebte Wirklichkeit in unserem Land.