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Quo vadis ASW?

Im Blickpunkt
Von Dr. Heino Klingen

10.01.2020

ASW? Kenn ich nicht. Das ist schade. Denn die Berufsakademie Saarland, wie sie mit vollem Namen heißt, leistet seit vielen Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Fach- und Führungskräftesicherung im Saarland. Allein im Studienbereich Technik hat sie in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten über 500 Ingenieure ausgebildet. Sie zählt damit neben der Universität und der htw saar zu den Kaderschmieden für die Ausbildung ingenieurwissenschaftlicher Talente, auf die die Saarindustrie mit ihrer ausgeprägten Produktionskompetenz in ganz besonderem Maße angewiesen ist (vgl. hierzu auch den Beitrag von Dr. Meier in diesem Heft).

Die ASW wurde Anfang der 90er Jahre auf Initiative der saarländischen Wirtschaft gegründet. Dahinter stand der Wunsch zahlreicher Unternehmen nach einer qualifizierten Berufsausbildung auf Hochschulniveau. Diesem Wunsch kam die ASW zunächst mit dem Studiengang Betriebswirtschaftslehre nach. Doch schnell zeigte sich, dass der Bedarf nach MINT-Qualifikationen mindestens ebenso groß war. So kamen schon bald die Wirtschaftsinformatik und auf besonderen Wunsch der Metall- und Elektroindustrie der Studiengang Maschinenbau hinzu. Mit der Erstakkreditierung zur Verleihung des Bachelors im Jahr 2007 wurde das Wirtschaftsingenieurwesen als vierter Studiengang eingerichtet – wiederum in Kooperation mit der Wirtschaft. Diese enge Beziehung zwischen der Hochschule und den hier im Saarland ansässigen Unternehmen ist ein unschätzbarer Vorteil der ASW. Sie ermöglicht es den Betrieben, unmittelbar Einfluss zu nehmen auf die Ausgestaltung der Studiengänge, auf deren Aufbau und Struktur bis hin zu den Studieninhalten.

Das Besondere an der ASW ist der praxisintegrierende duale Studienaufbau. Das heißt: Mehrwöchige Theoriephasen an der Hochschule werden durch ähnlich lange betriebliche Praxisphasen abgelöst. Dadurch erhalten die Studierenden eine gleichermaßen wissenschaftlich fundierte wie praxisorientierte Ausbildung. Der Clou dabei ist, dass die beiden Phasen sich gegenseitig befruchten. Denn durch den ständigen Wechsel der Studierenden zwischen Betrieb und Hochschule und den engen Austausch der Studienleitungen mit den ausbildenden Unternehmen werden die Inhalte der Studiengänge stets den neuesten Anforderungen angepasst. Dieser Theorie-Praxis-Transfer findet hohe Akzeptanz der ASW in den Unternehmen. Davon zeugt die lange Liste der  inzwischen 500 Unternehmen, die an der ASW ausgebildet haben und die sich wie ein who is who der saarländischen Unternehmenslandschaft liest. Die IHK ist stolz darauf, zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen und die ASW mit aus der Taufe gehoben zu haben.

Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass die ASW im Zuge der demografischen Entwicklung und wegen der staatlichen Unterstützung konkurrierender Studienangebote in benachbarten Bundesländern rückläufige Bewerberzahlen verkraften muss. Für eine rein privat finanzierte Hochschule kann das existenzbedrohend werden. Im vergangenen Jahr drehten die Bewerberzahlen zwar wieder nach oben, was Anlass zur Hoffnung, aber keine Garantie für eine nachhaltig positive Entwicklung gibt.

Aus diesem Grund sondiert das Präsidium der ASW seit geraumer Zeit Möglichkeiten der langfristigen Zukunftssicherung. Dafür zeichnen sich derzeit zwei Optionen ab, die beide noch nicht spruchreif sind, da Details noch abgesprochen und geklärt werden müssen, aber in ihrer Verschiedenheit bereits jetzt gegenübergestellt werden können.

Da ist zum einen die Übernahme der ASW durch die in Essen ansässige Hochschule für Oekonomie und Management gGmH, kurz FOM genannt. Hierbei handelt es sich um Deutschlands größte private Hochschule, die in 32 Städten in Deutschland und Österreich Niederlassungen betreibt. Nach eigenen Angaben haben derzeit 55.000 Studierende Verträge mit der FOM. Das Studium an der FOM ist berufsbegleitend und nicht praxisintegrierend. Die Studiengänge sind modulartig aufgebaut, wodurch an allen Studienorten ein einheitlich strukturiertes und vergleichbares Studienangebot gewährleistet werden soll. Die Studiengebühren an der FOM sind dank hoher Skaleneffekte und geringer Betreuung vor Ort  konkurrenzlos niedrig.

Die Alternative zur Übernahme durch die FOM wäre die Weiterführung der ASW als saarländische Institution. Hierfür gab es in den vergangenen Wochen ermutigende Zeichen aus der Landesregierung und aus der saarländischen Hochschullandschaft. Ein Weg könnte darin bestehen, dass die ASW wie Berufsakademien in anderen Bundesländern bezuschusst wird. Ein Beispiel ist Hessen. Im hessischen Berufsakademiegesetz (§ 13) heißt es, dass Finanzhilfen gewährt werden können, wenn „im Benehmen mit dem für Wirtschaft zuständigen Ministerium ein besonderes Interesse des Landes an einer Förderung festgestellt wird.“ Offensichtlich ist in Hessen dieses Interesse festgestellt worden, denn das Land fördert seine Berufsakademien mit 1,3 Millionen Euro jährlich. Dass dieses Interesse angesichts des bevorstehenden Strukturwandels und des immer einschneidender wirkenden Fachkräftemangels auch für das Saarland konstatiert werden könnte, liegt auf der Hand. Zuvor müsste allerdings das saarländische Berufsakademiegesetz angepasst werden. Unabhängig davon gibt es noch eine zweite saarländische Option, die im Wesentlichen in einer noch engeren Kooperation von ASW und htw saar mit finanziellen Vorteilen für beide Seiten besteht. Welche dieser beiden Alternativen zum Zuge kommen soll, ist im weiteren Jahresverlauf zu klären.

In Abwägung der beiden grundsätzlichen Alternativen spricht vieles für eine Lösung im Saarland. Das bessere Studienmodell bliebe erhalten und die hier vorhandenen Arbeitsplätze gesichert. Die ASW könnte auch künftig aus dem Saarland heraus gesteuert und weiterentwickelt werden. Und vor allem ließe sich so das einzigartige Studienklima an der ASW bewahren. Kurzum: Wir brauchen eine ASW, die auch mit dem Herzen im Saarland ist.