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Null Bock auf Lehre

Kolumne
Von IHK-Vizepräsidentin Sonja Anton

14.12.2017

Anmerkungen zur Ausbildungsbilanz 2017

Unser Erfolgsmodell duale Berufsausbildung ist in der Krise. Immer mehr junge Menschen verlassen heutzutage unsere Schulen mit der Berechtigung zu studieren. Und da viele diese Chance auch nutzen, beträgt die Studienanfängerquote mittlerweile schon 56 Prozent. Zusammen mit den sinkenden Schülerzahlen hat dies zur Folge, dass Unternehmen deutschlandweit immer größere Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

Leider kann sich das Saarland von diesem Trend nicht abkoppeln. Die Bilanz zum Start des neuen Ausbildungsjahres weist rund 400 ausbildungsinteressierte Jugendliche weniger auf als im letzten Jahr, ein Minus von 7 Prozent. Umgekehrt war das Angebot der Unternehmen an gemeldeten Ausbildungsstellen nahezu unverändert. Im Ergebnis kommen in 2017 auf 100 Bewerber nahezu 120 gemeldete Stellen. Für die Betriebe leider ein neuer Rekord. Viele der in der IHK-Lehrstellenbörse angebotenen Stellen bleiben unbesetzt - betroffen sind vor allem Gastronomie und Handel, aber auch zunehmend gewerbliche und kaufmännische Berufe.

„Null Bock auf Lehre“ also allerorten. Aber resignieren ist keine Option. Unsere Unternehmen sind dringend angewiesen auf Fachkräfte. Deshalb wirbt unsere IHK mit ihrer Kampagne „Berufliche Ausbildung: das beste Training Deines Lebens!“ für die Karrierechancen einer Ausbildung. Wir adressieren zielgruppenadäquat mit eigens entwickelten Modellen Abiturienten und Studienaussteiger. Mädchen informieren wir über die Perspektiven in heute noch überwiegend von Männern dominierten Ausbildungsgängen. Die IHK-Ausbildungsberater treten mit Schülern in den Dialog und erläutern Inhalte und Anforderungen der verschiedenen Berufsbilder. Unsere Projektmitarbeiter sprechen gezielt Migranten an und unterstützen Geflüchtete bei der Eingliederung in eine Ausbildung. Auch grenzüberschreitend passiert schon einiges: So hilft unsere Mobilitätsberaterin dabei, junge Menschen aus den Nachbarstaaten, insbesondere aus dem benachbarten Lothringen, für eine Ausbildung in Deutschland zu begeistern. Und schließlich unterstützt unser Projekt „AnschlussDirekt“ gezielt Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss dabei, den Weg in eine Ausbildung zu finden. Mit dem Teilprojekt „Passgenaue Besetzung“ können wir nun auch KMUs bei der Besetzung ihrer Stellen behilflich sein.

Die Wirtschaft tut also, was sie kann. Was aber noch fehlt, ist eine bessere Berufsorientierung und ein geeignetes Übergangssystem von der Schule in den Ausbildungsbetrieb. Dadurch könnte auch die Zahl der Ausbildungsabbrüche deutlich reduziert werden. Wir alle sind zudem gefordert, der dualen Ausbildung wieder die Wertigkeit zu geben, die sie verdient. Das Studium darf nicht allein als Königsweg zum Erfolg angesehen werden. Damit dies gelingt, sind Durchlässigkeit zwischen den Systemen und Gleichwertigkeit der Abschlüsse unbedingt erforderlich – hierfür muss die Politik die Voraussetzungen schaffen. Denn wir brauchen beide Säulen der Qualifikation in unserem Bildungssystem – die akademische und berufliche Ausbildung.