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Frankreich und Deutschland wollen binationale Ausbildung fördern

Pilotprojekt Erasmus der beruflichen Bildung / Europäische Perspektive / Von Marcus Knupp

18.12.2015

Um die Mobilität junger Menschen und die Durchlässigkeit der Arbeitsmärkte in Europa zu steigern, haben die Regierungen Frankreichs und Deutschlands zusammen mit elf Unternehmen, den Sozialpartnern beider Länder und anderen Institutionen am 23.11.15 das Pilotprojekt Erasmus der beruflichen Bildung gestartet. Zunächst sollen 50 Auszubildende aus Frankreich und Deutschland an einem zwei- bis dreimonatigem Austausch während ihrer Ausbildung teilnehmen und damit ihre Qualifikation verbessern.

Frankreich leidet wie andere südeuropäische Länder unter einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Rund 24% der 15- bis 24-Jährigen sind ohne Beschäftigung. Erheblich weniger junge Menschen als in Deutschland machen eine betriebliche Ausbildung. An anderer Stelle fehlen qualifizierte Facharbeiter. Für eine größere Mobilität zwischen den Arbeitsmärkten in der EU gibt es jedoch zahlreiche Hürden, von fehlenden Sprachkenntnissen über die Anerkennung beruflicher Qualifikationen bis zu Verwaltungsfragen, etwa in der Sozialversicherung.

Die nun im bilateralen Rahmen begonnene Testphase einer Einbeziehung grenzüberschreitender Elemente in die Ausbildung soll unter anderem dabei helfen, konkrete Lösungen zum Abbau der Barrieren zu finden. In Anlehnung an das erfolgreiche Erasmus-Programm, das seit 1987 über 2 Mio. Studierenden ermöglicht hat, ein Jahr im europäischen Ausland zu studieren, verbringen die teilnehmenden Auszubildenden zwei oder drei Monate im jeweils anderen Land, erwerben dort Sprachkenntnisse und einen Einblick in die andere Kultur und Arbeitsumwelt.

Während der Pilotphase, die die Jahre 2016 und 2017 umfasst, beteiligen sich zunächst elf Unternehmen aus verschiedenen Sektoren, die sowohl in Deutschland als auch in Frankreich aktiv sind. Dies sind die Firmen Airbus, Allianz, BASF, BNP Parisbas, Bosch, Danone, Engie, Michelin, L'Oréal, Safran, und Siemens. Die Auszubildenden bleiben in ihrem Unternehmen, wechseln aber in eine Niederlassung oder Filiale im anderen Land. Bei der Lancierung der Initiative haben auch die Sozialpartner der beiden Länder mitgewirkt. Erasmus und das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) sind Partner des Projektes und finanzieren den Austausch durch Mobilitätsstipendien und Sprachkurse.

Geringe Mobilität in Europa

Es existiert in der Europäischen Union zwar Freizügigkeit für Arbeitnehmer, tatsächlich arbeiten aber lediglich rund 3% der Beschäftigten in der EU in einem anderen als ihrem Heimatland. Um die grenzübergreifende Arbeitsaufnahme zu fördern, braucht es vor allem Beispiele, die zeigen, dass und wie es geht, betonte der deutsche Botschafter in Frankreich, Nikolaus Meyer-Landrut anlässlich der Vorstellung des Programms. Für ihn sind gegenseitiges Kennen sowie das daraus resultierende gegenseitige Verstehen und Vertrauen ein wichtiger Grundpfeiler für die deutsch-französische Partnerschaft. Nach der Testphase kann eine Generalisierung des Programms im europäischen Rahmen ins Auge gefasst werden.

Gerade für international agierende Unternehmen ist das Miteinander der Filialen in den verschiedenen Ländern nicht immer einfach, wie Guy Maugis, Vorstandsvorsitzender von Bosch in Frankreich und Präsident der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer (AHK Frankreich) zu bedenken gibt. Das bessere Kennenlernen hilft später beim gegenseitigen Verständnis, nicht nur zwischen Deutschland und Frankreich, sondern auch im europäischen Kontext. Es sei wichtig, geeignete Kandidaten für das Programm auszuwählen, die die zusätzlichen Anforderungen auch auf sich nehmen wollen und können. Auf der anderen Seite ist die echte Integration des Auslandsaufenthaltes in die berufliche Ausbildung zu beachten, um Fehler zu vermeiden, die bisweilen mit Praktikanten gemacht werden, so Maugis weiter.

Das Programm Erasmus der beruflichen Bildung gehört zu einem Paket von drei Projekten, die der französische Staatssekretär für europäische Angelegenheiten , Harlem Désir, im Auftrag von Ministerpräsident Manuel Valls umsetzt. Dazu gehören weiterhin eine europäische Studentenkarte und ein europäischer Freiwilligendienst.

Kontakt
Germany Trade & Invest
Karl-Heinz Dahm
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